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SPD-ManifestGlaubwürdige Abschreckung ist nötig

Gastkommentar von Nataliya Pryhornytska

Die AutorInnen des SPD-Manifests ziehen falsche historische Schlüsse. Putins Russland ist ein völlig anderes Land als die Sowjetunion.

Die Abrüstung der 80er war das Resultat von Einvernehmlichkeit und Rationalität, beides Fremdwörter für V. Putin Foto: Harry Melchert/dpa

D ie UnterzeichnerInnen des SPD-Manifests zur „Friedenssicherung in Europa durch Verteidigungsfähigkeit, Rüstungskontrolle und Verständigung“ wollen an große historische Vorbilder wie Willy Brandt und Michail Gorbatschow anknüpfen. Doch der Vergleich hinkt.

Das Manifest bemüht konkret den INF-Vertrag von 1987 und verweist auf die damalige Abrüstung zwischen Ost und West. Doch der Unterschied ist: 1987 war Gorbatschow reformbereit, innenpolitisch unter Druck, aber gesprächsoffen. Die Sowjetunion war ein rationaler Verhandlungspartner, an Stabilität interessiert. Putin hingegen führt einen imperialistischen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine. Ein solcher Akteur ist kein Partner für „gemeinsame Sicherheit“.

Das Manifest meint, man dürfe keine „einseitigen Schuldzuweisungen“ vornehmen, und verweist auf den Nato-Einsatz im Kosovo oder die Irak-Invasion 2003. Nur: Die damaligen Fehler rechtfertigen nicht den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Täter-Opfer-Umkehr droht nicht nur die Ukraine ihrer Legitimität zu berauben, sondern auch den internationalen Rechtsrahmen auszuhöhlen. Wer diesen Krieg mit alter Nato-Kritik relativiert, schwächt die Prinzipien von Völkerrecht, territorialer Integrität und Menschenrechten.

Schließlich: Ohne Verteidigungsfähigkeit gibt es keinen Frieden, den Russland respektiert. Angesichts des russischen Krieges ist Sicherheitspolitik heute nicht mehr primär eine Frage des Dialogs, sondern der glaubwürdigen Abschreckung. Nur wer militärisch widerstandsfähig ist, kann Gespräche auf Augenhöhe führen. Einseitige Abrüstung schafft keine Deeskalation – sie signalisiert Schwäche und provoziert Aggression. Ein „Waffenstillstand“ zu Russlands Bedingungen würde nicht Frieden bringen, sondern Unterwerfung bedeuten – und den Bruch der Prinzipien, auf denen Europa steht.

Nataliya Pryhornytska

ist Politikwissenschaftlerin und Mitbegründerin der Open Platform e. V. sowie der Allianz Ukrainischer Organisationen. Sie ist in der Ukraine geboren und lebt seit 2004 in Deutschland.

Friedenspolitik, die vor der Realität die Augen verschließt, schützt nicht – sie gefährdet. Wer Stärke ablehnt, macht sich nicht zum Vermittler, sondern zum Gehilfen der Gewalt.

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36 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Danke. Sehr guter Kommentar.

  • Schön wäre ja, wenn „der Westen" in der Politik qualifiziertes Führungspersonal hätte. Leider wird er aber in USA, NATO, EU und DE von Witzfiguren repräsentiert, über die sich der Kreml und seine angeschlossenen Medien mit großem Behagen lustig machen können. Wäre es nicht so schrecklich lustig, würde vllt. sogar Putin verhandeln.

  • Am bizarrsten sind Leute, die glauben, ausgerechnet Deutschland sei mit schuldig und habe Russland nicht die Hand entgegengestreckt.

    Wenn die Tatsache, dass die deutschen Gerds Russland im allgemeinen und Putin und seine Bande im besonderen extrem reich gemacht haben, und das auch noch, nach dem Russland 2014 die Ukraine angegriffen und sich selbst in eine faschistische Diktatur verwandelt hat, nicht ausreicht, dann ist vielleicht nicht Deutschland das Problem, sondern wirklich Russland.

  • Ich möchte mal grundsätzlich anmerken, dass es in erster Linie an den Friedensbedingungen der Ukraine liegt, dass Putin "keinen Frieden will". Korrekt wäre: er stimmt keinem Frieden zu den Bedingungen der Ukraine zu.

    Mir wäre auch kein Friedensschluss in der Geschichte bekannt, wo der Verlierer derart dreiste Bedingungen stellt, wie das seit geraumer Zeit unter dem Deckmantel "kein Diktatfrieden" vom Westen aus und neuerdings unter Merz praktiziert wird. Das heißt, man will natürlich auch von Seiten der Ukraine aus keinen Frieden zu den Bedingungen, die Russland derzeit auch mit Gewalt durchsetzen kann und zu denen es keine erkennbare Alternative gibt.

    Am Ende ist das keine Frage von "Will Russland/ Ukraine Frieden?" sondern immer; zu "Zu welchen Bedingungen... ?"



    Ein entsprechendes rhetorisches Abrüsten wäre hier längst überfällig. Und einerseits Frieden zu fordern und andererseits so zu tun, als könnte man Russland in der jetzigen Situation selber den Frieden diktieren oder aus "einer Position der Stärke heraus" Bedingungen stellen, ist nicht nur unglaubwürdig sondern realitätsfremd, weshalb das aus meiner Sicht einen erheblichen Teil zur Aufrechterhaltung des Krieges beiträgt

  • Ein sehr guter Bericht in der TAZ!



    Ich bin wirklich gespannt, was aus der SPD wird..



    Ob sich diese Befürworter vom "Manifest" in der Partei durchsetzen-, ich glaube kaum.. oder doch..?



    Wenn sich diese Mützenichs und Norber Walters durchsetzen,



    braucht es für mich keine SPD mehr. Da gibt es zwei Parteien,



    die bestimmt diese Leute gerne aufnehmen..



    Vielleicht wird es der Beginn einer neuen SPD, unter der Führung



    eines Klingbeil. In Anlehnung an Helmut Schmidt.



    Nur wer ist außer diesen beiden, von denen einer schon nicht mehr



    lebt, von diesem Kalieber.. Hm, niemand..?



    Hat sich diese Partei am Ende erledigt..?

  • "Die damaligen Fehler rechtfertigen nicht den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine."



    Dem stimme ich voll zu!



    Auch braucht es wohl inzw. eine maßvolle!Abschreckung



    Ansonsten gehört zu einer Analyse auch, dass wir als Westen die Sicherheitsstruktur bereits zerschossen hatten. Man kann davon ausgehen, dass Putin sich dadurch ermutigt fühlte. Zumindestens aber ist das einer der Gründe warum der W. und die Ukraine wenig Rückhalt in der Welt genießen.



    Es gab durchaus warnende Stimmen vor dem Kosovo- oder Irakkrieg. Bei ersterem wollte man sich nicht mit Moskau zusammensetzen um eine Lösung wie vorher bei Bosnien zu finden. Die Russen wären anders als bei Bosnien auch gar nicht vor Ort gewesen, wenn Sie nicht auf Einladung der Serben einfach vor dem Westen mit Truppen gelandet wären. Evt. erinnert sich der ein oder andere noch an damals : www.spiegel.de/pol...tina-a-535801.html



    Das Verklären der expansionistischen UdSSR (extremer als RUS heute) ist befremdlich. Bei entspr. Willen dürfte eine Einigung mit Putin vermutl. einfacher sein als mit der UDSSR, auch wenn es schwierig wird und extreme Zugeständnisse braucht.

    • @Alexander Schulz:

      Nach dem Tod Stalins war doch nichts mehr mit Expansion.

      In Afghanistan wollten die Sowjets nach Abgaben mancher Historiker beispielsweise selbst nicht rein.

      Ich würde denken, eine Einigung mit Breshnew war leichter als heute mit Putin.

      Zumal in vielen Staaten des Warschauer Paktes durchaus die Angst herrschte, die NATO könnte einmarschieren.

      Da kann die NATO leichter entgegenkommen.

      Putin glaubt nicht, dass Trump oder die EU mit einer Armee kommen würden.

      Was will man ihm also bieten?

      Die Hegemonie in Europa würde er natürlich gutfinden und nehmen.

      Allerdings geht die Friedensliebe so weit bei den meisten dann doch nicht.

    • @Alexander Schulz:

      Es gab jahrelang gemeinsame Manöver von NATO und Russland.

      Mir fällt auf, dass Sie seit 2022 immer mehr oder weniger offen Russland verteidigen und immer Gründe suchen, seine Handlungen zu entschuldigen. Sie gehen nie darauf ein, bzw. scheinen es nicht für möglich zu halten, dass vielleicht tatsächlich die Hauptschuld - wenn nicht die Alleinschuld - bei Russland liegt.

  • Deutsche Nazis haben schon bevor ihnen die Macht 1933 von Paul Hindenburg in den Schoß gelegt wurde von einer Umzingelung Deutschlands schwadroniert.



    Putin schwadroniert von der Umzingelung Russlands.



    Nazideutschland hat blonde, blauäugige Kinder aus dem östlichen Europa nach Deutschland verschleppt um sie "einzudeutschen".



    Putins Russland verschleppt ukrainische Kinder, um sie zu russifizieren.



    Putin geht aber noch einen Schritt weiter und behauptet, es gäbe gar keine Ukrainer. Das seien in Wirklichkeit alles Russen.



    Die Idee hat er nicht von den Nazis, sondern vom Kemalismus. In der Türkei hat(te) jeder Staatsbürger Türke zu sein. Kurden wurden und werden zu "Bergtürken" deklariert.



    Wozu Appeasement führen kann, hat das Münchener Abkommen im Jahr 1938 gezeigt:



    Weniger als ein halbes Jahr später hatte Nazideutschland auch die "Rest-Tschechei" besetzt um wiederum ein knappes halbes Jahr später den Zweiten Weltkrieg zu beginnen.



    Seit 2014 führt Putins Russland einen Krieg gegen die Ukraine, seit 2022 mit dem öffentlich erklärten Ziel, die Ukraine an Russland anzuschließen.



    Könnte man als Sozialdemokrat alles wissen...

    • @e2h:

      Der russische Angriffskrieg ist eine Kathastrophe! Um das deutlich zu machen braucht man keine falschen Superlative oder falsche Vergleiche.



      Befremdlich, dass einige User immer noch versuchen Parallelen zu Hilter zu ziehen und den Nationalsozialismus zu relativieren!? Ich habe ja schon mehrfach mit Statistiken gezeigt wie absurd Hitler-Putin Vergleiche sind. Ich finde es sehr befremdlich, dass einige User für sich in Anspruch nehmen für Demokratie und Freiheit einzutreten, gleichzeitig jedoch den Nationalsozialismus verharmlosen und teilweise Sympathien für Diktatoren und Autokraten zeigen - mit letzterer Feststellung meine ich nicht Sie persönlich!

  • Es ist immer löblich, sich um Frieden zu bemühen. Aber: Putin will momentan keinen Frieden, sondern kämpfen und er will expandieren. Putin gehört zu einer Gruppe von Milliardären, die Russland ökonomisch und politisch beherrschen. Die haben ein schlichtes Weltbild und vertreten die Idee der autoritären Diktatur als 'Demokratie'. Sie sind schwer zu verstehen, weil sie vom nationalen Interesse sprechen, oftmals aber ihre privaten Interessen verfolgen. Sie berufen sich auf den russischen Nationalismus und tun so als ob sie ein Folgeprojekt der UdSSR seien. Die SPD kann an diesem Chaos auch nichts ändern. Sie können für mehr Steuergerechtigkeit sorgen. Frieden kann die SPD nicht herstellen. Es wäre gut, wenn die das verstehen.

  • „Doch der Vergleich hinkt." Dagegen hilft auch nicht Otto Bock:



    www.ottobock.com/de-de/startseite

  • SPD-Manifest 2025 liegt kein Anfang eines Friedenszaubers zugrunde, sondern dient der Selbstvergewisserung innerhalb der Partei durch das Triggern alter Klischees, etwa der ost-westlichen Entspannung im Stil der Bonner Republik, verkörpert von Willy Brandt und Egon Bahr. Dabei wird ausgeblendet, dass diese Protagonisten weder in Europa noch im Vietnamkrieg in Südostasien, in Biafra/Nigeria oder innenpolitisch Demokratie wagend Frieden stifteten. Vielmehr geht es um das Einfangen eigener anti-kommunistischen Vergangenheit – von Weimarer Republik 1919-1933 bis 1948 in Kalten Krieg Berliner Mauerbau 1961, Kubakrise 1962 als Zäsur – flankiert von einem abbauenden Demokratieverständnis mit Agenda, die 68er-Generation in ihrer blockübergreifenden Allianz gegen den US-geführten Vietnamkrieg ins Abseits zu drängen. Gleichzeitig findet Club-of-Rome-Bericht über Ende Weltwirtschaftswachstums in Block Regierungen kein Gehör noch Atomsperrvertrag 1972 – schon gar nicht wirksame Maßnahmen gegen Proliferation von Atomwaffen zu ergreifen. Stattdessen wird lukrativer Handel mit nuklearen AKW Abfällen waffenfähigem Plutonium fortgeführt, trotz gegenwärtiger Krisen. Russlands Krieg in Ukraine

  • Dankeschön für diesen Beitrag. Da stimme ich in jedem einzelnen Punkt zu.



    Darüber hinaus impliziert dieses sogenannte Manifest, dass man entweder die Verteidigung stärken, oder den Dialog möchte. Dies ist grundlegend falsch. Beides ist gleichzeitig möglich und wichtig. Und damit meine ich einen richtigen Dialog der Entscheidungsträger und kein konspiratives Treffen von frustrierten Hinterbänklern in Baku - vollkommen absurd. Und darüber hinaus gibt es noch ein Problem: Kann Putin den Krieg überhaupt beenden? Was macht er anschließend mit seinen vielen tausend verrohten Psychopathen von der Front? Die haben dort das fünffache Gehalt eines russischen Normalverdieners bezogen. Integrationsprogramme in Sibirien? Umschulung zu Kindergärten? Man darf gespannt sein.

  • Tja, und dann tut Frau Pryhornytska genau das, was sie den Manifest-Sozen vorwirft: Falsche historische Schlüsse ziehen und die Augen vor der Realität verschliessen: Putin ist ein absolut rationaler Diktator und Kriegsherr. Und: Dieser Krieg wird außerhalb der Ukraine hybrid geführt. Er wird ohne einen russischen Panzer auf NATO- oder EU-Boden verloren gehen, durch Zersetzung und politische Unterwanderung.

    • @B. Iotox:

      Putin als absolut rational zu bezeichnen ist schon ein wenig absurd. Erstens ist kein Mensch absolut rational. Zum zweiten muss man sich nur das Interview mit Tucker Carlson anschauen das ist ein kleingeistiger Nationalist der sich an Gewalt und dem verschieben von Grenzen berauscht.

      "Er wird ohne einen russischen Panzer auf NATO- oder EU-Boden verloren gehen, durch Zersetzung und politische Unterwanderung." Und dann kommen die russischen Panzer das Baltikum, Polen, Finland waren ja mal russische daher müssen sie nach der derzeitig herrrschen Staatsdoktrin wieder russisch werden.

  • Das ist etwas zu kurz gedacht.



    Zum einen ist die Einordnung des russischen Krieges gegen die Ukraine als "Vernichtungskrieg" fahrlässig und schlicht falsch. Darunter versteht man etwas völlig anderes.



    Zum zweiten: Die USA hat in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl an "imperialistischen" Kriegen geführt, und dennoch waren wir in einem sehr verlässlichen und stabilen Verhältnis mit den USA. Das ist also kein Widerpruch per se.

    • @T-Rom:

      Sie mischen gern Äpfel mit Birnen, oder?



      "Vernichtungskrieg" ist eine Frage der Definition. Wir Deutsche haben da kein Monopol drauf.



      Hr. Putin geht es um die Vernichtung der staatlichen, sozialen und kulturellen Eigenständigkeit der Ukraine, nichts weniger. In welchem rechtlichen Rahmen man dann das Ergebnis präsentiert, ist ihm ziemlich egal. Könnte ein Satellitenstaat wie Weißrussland sein oder eine autonome Region. Voìla!



      Das, was Sie als "imperialistische" Kriege der USA bezeichnen, hatte als Gegner immer Diktatoren der übelsten Sorte. Dass die USA dabei nicht immer glücklich agierten, ist keine Frage. Aber Krieg gegen Demokratien (wie die Ukraine eine ist) haben die USA nie geführt. Das erklärt die von Ihnen erwähnten "sehr verlässlichen und stabilen Verhältnisse" zu anderen "westlichen" Demokratien.

    • @T-Rom:

      "Vernichtungskrieg" ist wohl wirklich das falsche Wort. Man kann davon ausgehen, dass Russland nach einem umfassenden Sieg oder einer Kapitulation der Ukraine, auf dem gesamten Territorium das machen wird, was es heute schon auf den besetzten Gebieten tut: alles spezifisch Ukrainische wird russifiziert und assimiliert. Wer nicht mitmacht wird mit harten Repressalien brutal unterdrückt bzw wird umerzogen (besonders die Kinder und Jugendlichen). Es geht Russland darum, die ukrainische Identität zu vernichten, d.h. Sprache und Kultur usw. Vielleicht sollte man den Begriff "Assimilierungskrieg" verwenden, der hinter der Frontlinie bereits voll im Gange ist.

    • @T-Rom:

      Russland erkennt die Existenz der Ukraine als Staat, Nation und Kultur nicht an und versucht aktiv, all das zu vernichten. Unter anderem durch die Verschleppung und Umerziehung tausender Kinder. Letzteres kann übrigens Tatbestandsmerkmal des Völkermordes sein.

      In so fern ist Vernichtungskrieg nicht ganz falsch. Russland will die Ukraine vernichten.

    • @T-Rom:

      Russland will die Ukraine als Staat und die ukrainische Kultur vernichten, davon reden russische Propagandisten und Politiker andauernd. In den besetzen Gebieten ist das auch Realität. Ein Ziel Russlands ist es in diesem Krieg die Ukraine als Staat, Gesellschaft und Kultur zu vernichten und zu einem Teil Russlands zu machen.

      " Zum zweiten: Die USA hat in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl an "imperialistischen" Kriegen geführt, und dennoch waren wir in einem sehr verlässlichen und stabilen Verhältnis mit den USA. Das ist also kein Widerpruch per se" Es ging aber nie darum einen anderen Staat auszulöschen und zu annektieren und vorallem waren wir nicht das Ziel dieser Kriege. Das Ziel waren sozialistische und andere Diktaturen.

      • @Machiavelli:

        Wenn man wissen will, was ein Vernichtungskrieg ist, sollte man sich mal mit dem „Unternehmen Barbarossa“ auseinandersetzen und einige Bücher dazu lesen - das WAR ein echter Vernichtungsfeldzug. Aber bei all der geschichtsrevisionistischen „Putlerei“, die heutzutage im Schwange ist, ist das wohl schon zu viel verlangt.



        Wenn Sie sich mit den bis heute anhaltenden Auswirkungen des Einsatzes der Chemikalie Agent Orange durch die US-Luftwaffe in Vietnam beschäftigen, werden Sie zu dem Schluss kommen, dass es keineswegs nur um das Ziel ging, eine sozialistische Diktatur zu verhindern - es ging um die systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen für die vietnamesische Bevölkerung.

      • @Machiavelli:

        Weder Deutschland noch ein anderer NATO Staat sind das Ziel des laufenden russischen Krieges.



        Oder wen meinen Sie eigentlich mit "wir"?



        Das erinnert etwas an Baerbock, die damals im Europarat mit der Aussage "Wir sind im Krieg mit Russland" bei allen internationalen Parteien für nachhaltige Verwirrung und Kopfschütteln gesorgt hatte.

  • Vielen Dank für die wichtige Einordnung Frau Pryhornytska.

    Ich habe in Deutschland oft das Gefühl, dass das moderne Russland, anders als bei den direkten Nachbarn in Polen und im Baltikum, noch nicht angekommen ist.

  • Solange die Einschätzung der europäischen Sicherheit auf dieser Grundlage besteht, wir ausschließlich auf Stärke und unvermeidbare Konfrontation setzen, spielt man Russland in die Hände.



    Ist es doch Putin, der genau von dieser Strategie lebt.



    Zumindest dann, wenn man der Autorin folgt.

    Das Leben meiner Enkel hatte ich mir anders vorgestellt!

    Und wenn das weiter eskaliert und nicht einmal der Versuch der Annäherung eine Chance haben soll, frage ich mich, in welcher Welt die Enkel derer leben sollen, die dem keine Chance geben möchten und diese Bemühungen diskreditieren.



    Meiner Familie tut damit niemand einen Gefallen!

    • @Mark Menke:

      Tja, sehr geehrter Hr. Menke, wenn Ihre Enkel nicht bereit sind, die rechtsstaatliche Demokratie ggf. mit der Waffe zu verteidigen, dann ist dies hier vielleicht ihre letzte freie Entscheidung: nämlich die für eine Autokratie oder Diktatur, schlimmstenfalls unter russischer Führung.



      Das letzte, was ich Ihren Enkeln wünsche, ist ein böses Erwachen im Arbeitslager am Polarkreis.



      Dagegen muss man aber auch Einsatz zeigen.



      Und: Sollten Sie ein einziges historisches oder aktuelles Beispiel zur Hand haben, bei dem die "Sicherheit" irgend einer staatlichen Entität dauerhaft(!) auf einer diametral anderen Grundlage als auf (militärischer) Stärke beruht(e), dann lassen Sie uns bitte an Ihrem Wissen teilhaben.



      Und kommen Sie jetzt bitte nicht mit San Marino, Liechtenstein oder dem Vatikanstaat.

    • @Mark Menke:

      Kann ich verstehen. Aber etwas überspitzt formuliert tut ihrem Enkel auch niemand einen Gefallen, wenn die Russen am Brandenburger Tor stehen.

      • @MichaelS80:

        Dem Enkel meines Grossvaters haben die Im Mai 1945 am Brandenburger Tor stehenden russischen - und natürlich auch ukrainischen, belarusischen, tatarischen etc. - Soldaten der Roten Armee einen sehr großen Gefallen getan. Sie haben nämlich - zusammen mit den anderen Allierten - unter großen Opfern dafür gesorgt, dass die Nazi-Barbarei aufgehalten wurde und der Enkel heute frei sprechen kann.

  • Schon der Verweis auf den Kosovokrieg ist perfide -- hier wird der russische Angriff auf die Ukraine mit den Nato-Luftschlägen auf Serbien gleichgesetzt, komplett ausblendend dass die Nato nur eingegriffen hat um den Völkermord zu bremsen der schon in vollem Gange war. Die Unterzeichner des Manifestes sind in ihrem blinden Hass auf den Westen und die Nato nicht mehr in der Lage zwischen Tätern und Opfern eines Genozids zu unterscheiden; Diktatur, Demokratie, faschistische Angreifer, sich wehrende zivile Opfer -- alles gleich im Schwurbelsumpf ohne jeden moralischen Kompass.

  • Richtige Einschätzung.



    Was micht stört ist der Begriff "SPD-Manifest".



    Zir Einordnung: Es sind nur ein paar sonderbare Hanseln in der spd, die das erstellt haben.



    Trotzdem erschütternd wie Klingbeil dazu schweigt.



    Solidarität mit der Ukraine sieht anders aus.

  • Sorry, aber von einer Ukrainerin habe ich inhaltlich keinen anderen Artikel/Meinung erwartet. Damit möchte ich aber auch nicht diesen Artikel bewerten. Nein, ich habe auch Verständnis dafür. Aber das Manifest hat auch seine Berechtigung. Mich erschreckt nur die fast ausschließlich negative Berichterstattung in den Medien darüber! Teilweise grenzt diese sogar an Verunglimpfung und Hetze. Ich glaube mittlerweile das alle „guten Dinge“ in D dreimal stattfinden müssen. Doch nichts aus der Geschichte gelernt :-(

    • @Odysseus L:

      Warum eigentlich gibt es solche Manifeste in keinem anderen westlichen Land?

    • @Odysseus L:

      Ich möchte nur eine Sache anmerken: Wir sind mitten drinnen im 3. Weltkrieg. Und diesmal hat Deutschland zumindest nicht den ersten heißen Schritt gemacht.

      Die Hofierung Putins war aber leider der Friedenserhaltung auch nicht zuträglich.

  • Mit untauglichen Vergleichen werden wir Putin nicht aufhalten. Apeacement Politik wie einst Chamberlain sie betrieb wird die Situation nicht verbessern.



    Es geht nicht darum Krieg zu verhindern. Wir sind schon mittendrin. Es ist ganz einfach. Wer Krieg führt will keinen Frieden. Putin braucht eine klare Grenze.



    Die konservative, merkelsche Strategie, solange man Handel treibt gibt es keinen Krieg ist Schnee von gestern.



    Das Manifest gehört zu den abstrusen Absonderlichkeiten unserer Demokratie wie der Versuch von Jens Spahn die Brandmauer zur AfD in eine "Normalität in der Zusammenarbeit" zu überführen.



    Damit müssen wir leben.

  • Das ist ein sehr guter, rationaler Kommentar, der dezidiert die problematischen Prämissen des "Friedensmanifests" analysiert.

    Eine klare Positionierung in einer Debatte, ohne die Alternativlosigkeit der eigenen Ansicht zu behaupten, die andere Seite persönlich anzugreifen, ihre Sichtweise zu delegitimieren oder ihr unlautere Motive vorzuwerfen.

    Wunderbar und erhellend!